Der Unfall ist passiert und lässt sich nicht mehr rückgängig machen. Aber man kann für die Zukunft planen, um diesen oder andere schwere Unfälle zu vermeiden.

Die Wiener Linien haben in einer Aussendung am Tag des Unfalls folgendes versprochen:

..dass Sicherheit der Fahrgäste oberste Priorität habe. .. Wir werden gemeinsam mit der Firma Blaguss alles tun, damit ein solcher Vorfall nicht wieder passiert." (Bericht in der Wiener Zeitung). Das ist löblich.

Der Verein hat nachgefragt, was den dieser Satz konkret bedeutet: ALLES tun…. NICHT wieder

Antwort: Die Streckenführung der Linie 52B ist behördlich konzessioniert und es wurde die Straßeneignung der betreffenden Straßenzüge für einen Kraftfahrlinienverkehr durch die Behörde festgestellt. Alle Lenker*innen sind in Besitz einer behördlich erteilten Lenkberechtigung, die sie auch dazu verpflichtet, die behördlich vorgeschriebenen wiederkehrenden Schulungen zu absolvieren.

Soll heißen: Die Wiener Linien haben keine Maßnahmen vorgesehen, damit so etwas „nicht wieder passiert“. Es ist alles paletti, die Fahrer haben einen Führerschein und die Strecke ist genehmigt.

Und: Die Wiener Linien machen auch keine vertraglichen Vorgaben dazu an die Firma Blaguss. („Die Entscheidung, ob … über die gesetzlichen Anforderungen hinausgehenden optionalen Fahrerassistenzsysteme die Busse der Auftragnehmer ausgestattet sind, obliegt der jeweiligen Firma.“)

Wir haben versucht, selbst Informationen über zusätzliche Möglichkeiten zu finden. Neben des gesetzlich vorgeschriebenen Fahrerassistenzsystemen gibt es auch optionale Sicherheitssysteme.
Mercedes bietet für die Stadtbusse „Preventive Brake Assist“ an:

Das Bremsassistent warnt vor einer Kollision mit sich bewegenden Fußgängern sowie mit stehenden oder fahrenden Objekten und leitet bei akuter Kollisionsgefahr automatisch ein Bremsmanöver mit einer Teilbremsung ein. …Warn- und Bremsreaktionen auf stehende und bewegte Hindernisse erfolgen über den gesamten Geschwindigkeitsbereich des Omnibusses. (Werbetext von Daimler , abgerufen am 15.5.2022)

Der Preventive Brake Assist hätte (laut Mercedes) den konkreten Unfall nicht verhindert - vielleicht aber andere Unfälle in der Zukunft? Und es gibt ein optionales Feature, das eine Warnung ausglöst, wenn der Fahrer bei nicht eingelegter Feststellbremse die Fahrerkabinentür öffnet.
Die Wiener Linien verweisen darauf, dass kein Assistenzsystem gibt, das menschliches Versagen komplett verhindern kann. Das ist schon richtig, aber wenn man an das Vision von Mercedes (und der EU) vom „unfallfreien Fahren“ glaubt, dann können Assistenzsysteme zumindest schwere Unfälle mehr und mehr verhindern. Es muss ja nicht immer eine nicht angezogene Handbremse sein. Und der nächste rutschige Winter auf unserem Berg kommt bestimmt.

Optionale Sicherheitssysteme sind natürlich nicht kostenlos. Aber wenn doch die „Sicherheit der Fahrgäste oberste Priorität hat“ ?

5.5.2022: Anfrage an EVO Bus (die Omnibussparte von Daimler, zu der die Marke Mercedes-Benz gehört) zu Fahrassistenzsystemen

Sehr geehrter Kundendienst,

Aus aktuellem Anlass hätte ich gerne folgende Information:
Frage 1: Gibt es ein Fahrassistenzsystem bei Mercedes Bussen, die ein unbeabsichtigtes Losfahren/Losrollen eines Busses erkennen/verhindern/abbremsen?

Frage 2: Wie Sie den Medien entnehmen können, ist es aufgrund einer nicht angezogenen Handbremse plus einem Lösen der sogenannten Haltestellenbremse (wodurch auch immer) zu einem sehr schweren Unfall gekommen. Der Fahrer befand sich nicht im Fahrzeug. Ist dieser Fall bei einem Fahrassistenzsystem berücksichtigt? Würde der Preventive Brake Assist In diesem Fall bremsen?

 

17.5.2022: Antwort von EVO Bus

Zu Frage 1:

Grundsätzlich ist der Fahrer dafür verantwortlich, dass das Fahrzeug sicher abgestellt wird. Das heißt der Fahrer muss sich beim Verlassen des Fahrerplatzes davon überzeugen, dass die Feststellbremse eingelegt ist. Unterstützt wird er serienmäßig akustisch durch eine rote Warnmeldung mit Warnton, die ertönt, wenn die Zündung eingeschaltet ist und der Motor abgestellt wird bzw. wenn die Zündung abgeschaltet wird. Optional kann auf Kundenwunsch auch eine Warnung ausgelöst werden, wenn der Fahrer bei nicht eingelegter Feststellbremse die Fahrerkabinentür öffnet. Ein Assistenzsystem gibt es für diesen Fall nicht.

Zu Frage 2:

Nein, der „Preventive Brake Assist“ ist ein System, das den Fahrer bei fahrendem Fahrzeug unterstützt.

Mit freundlichen Grüßen / Kind regards

xxxxxxx

EvoBus Austria GmbH
Marketing
2355 Wiener Neudorf/Österreich

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