Die igelige Stachelbande: Das Exklusiv-Interview mit der Mutter

In meinem Garten wurden heuer vier Igelbabies geboren. Wochenlang lärmten sie durch das Dickicht, turnten in meinen Gartenschuhen und fraßen meinen Katzen das Futter weg. Nun nutze ich die einmalige Gelegenheit, mit der Mutter dieser Stachelbande über gute Erziehung, gesundes Essen und menschliche Eigenheiten zu sprechen:

V: Wo kommst du her?

I: Bin den Berg raufgekraxelt.

V: Warum?

I: Unten sind schnelle Blechtiger, machen uns platt, hab Angst. Bei dir ist's ruhiger.

V: Warum wohnst du unter meiner Gartenhütte? Ich hatte dir doch einen riesigen Reisighauffenturm gebaut.

I: Doppelter Boden.

V: Aha, du magst es abgründig.

I: Nein, trocken. Bei dir liegt so viel Zeug, gut zum Nest bauen, nieselsicher. Soll ich meine Kinder im Gatsch werfen? Nein? Na siehst du, unter der Hütte war viel trocken.

V: Aha, hab' mich schon gewundert, wo all das Häckselgut hinverschwunden ist.

Die Igelin grinst und schnappt sich einen Käfer. Schmatzt genüßlich und grunzt: Ach, das war niiicht für mich?

V: Äh, nein, eigentlich mulche ich die Beete damit, aber du darfst dir schon davon nehmen, natürlich... Vor allem für die Kinder ... Sie haben wochenlang meinen Garten durchstöbert... und eines hat sogar die Katzenschüsseln in der Küche leer gefressen.

I: Hahaha, das hab ich ihnen beigebracht, gut gell? Fleisch, mmmm... Und sie fängt eine unvorsichtige Assel, die neugierig unter dem Stein hervorschlüpft.

V: Ihr trinkt keine Kuhmilch?

I: Milchigitt! Milch macht uns Durchfall, Igel können sterben. Igel trinken nur Igelmilch, sonst nix. Und Wasser. Wasser mit Ausgang.

V: Kannst du nicht schwimmen?

I: Kann gut schwimmen, kann nicht rausklettern. Leiterklettern ist für Menschen.

V: Was können Menschen noch, was Du nicht kannst?

I: Menschen können Mauern bauen und Drahtsiebe.

V: Drahtsiebe?

I: Ich bin dick und komm' nicht durch. Igeln mögen dick.

V: Ihr schlaft ja auch so lange! Was ist, wenn du bis zum Winter nicht dick genug wirst?

I: Dann kann ich nicht schlafen. Du mußt Doktor rufen.

V: Ich würde auch gerne im Winter nur schlafen.

I: Du mußt viel essen. Wirst du auch dick und kannst schlafen.

 

Was Igel lieben: Naturnahe Gärten, in denen viele Insekten, Larven, Asseln und Käfer leben können. Durchlässige Gartenzäune für ihre weiten Wanderrouten. Flache Wasserbecken im Sommer. Große Reisig/Laubhauffen, Scheunen oder regengeschützte Holzstöße für ihre Nester.

Was Igel fürchten: Pestizide, Milch, Rasenmäher,

Schneckenkorn (außer mit Eisen-III-Phosphat),

Mistgabeln in Laubhauffen, Schächte, Kulturschutznetze, Schwimmbäder, Laubsauger, Kunstdünger, Autos, allzu zutrauliche Menschen.

 

Text und Fotos: Valerie Rosenburg

 

Weitere nützliche Informationen:

www.pro-igel.de, www.igelinnot.at

Klinik für Kleintiere der Veterinärmedizinischen Universität: 01-25 0 77-51 00

www.vetmeduni.ac.at/de/tierspital/

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